µÚÒ»³Ô¹Ï

Warum Opt-Out-Defaults die Zahl der Lebendorganspenden verringern können

Bei der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Sinika Studte ging es gestern um die Herausforderungen bei der Kommunikation zur Förderung von Organspenden.

Seit Anfang 2022 ist Sinika Studte Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der µÚÒ»³Ô¹Ï. Gestern hielt sie in feierlichem Rahmen in der Peter Möhrle Lounge der µÚÒ»³Ô¹Ï ihre Antrittsvorlesung. Die Marketingexpertin präsentierte in ihrem Vortrag aktuelle Forschungsergebnisse, die darauf aufmerksam machen, welche Auswirkungen ein Wechsel von einem Opt-In zu einem Opt-Out-System in Bezug auf die Spendeneigung sowie das Spendeaufkommen haben kann.

In Deutschland gilt für die Organspende die so genannte Zustimmungsregelung (Opt-In), d.h. es können nur dann Organe von verstorbenen Personen gespendet werden, wenn es zu Lebzeiten eine Zustimmung dazu gab. In anderen Ländern gilt dagegen die Widerspruchsregelung (Opt-Out), die Menschen zu mehr prosozialem Verhalten motivieren kann. In diesem Fall werden nur dann keine Organe von Verstorbenen gespendet, wenn zu Lebzeiten ein aktiver Widerspruch dagegen eingelegt wurde.

Sinika Studte, die sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit prosozialem Verhalten, insbesondere mit der Spendermotivation und dem Spenderbeziehungsmanagement bei Blut- und Organspenden beschäftigte, erklärte in ihrer Antrittsvorlesung anschaulich anhand aktueller Forschungsergebnisse, warum die Wartelisten für Organe auch in Ländern, in denen Opt-Out-Vereinbarungen existieren, immer noch viel zu lang sind. Insbesondere ging sie darauf ein, warum die Umstellung auf ein Opt-Out-System negative Auswirkungen auf verwandte kooperative Verhaltensweisen wie Organspenden von Lebenden haben kann. Denn, obwohl die Umstellung auf ein Opt-Out-System auf jeden Fall die Anzahl postmortaler Spenden erhöht, kann sie gleichzeitig aber auch zu einer deutlichen Senkung der Lebendspenden führen. Der „Netto-Effekt“ solch einer Systemumstellung kann also deutlich geringer ausfallen als vielfach angenommen.

 

Sinika Studte hat BWL mit den Schwerpunkten Marketing und Soziologie an der Uni Hamburg studiert. Im Anschluss war sie in verschiedenen Führungspositionen in der Medienbranche tätig, u.a. als Verkaufsleiterin Sales & Marketing bei der Axel Springer SE und als Leitung Verkaufsförderung bei der Zeitungsgruppe Hamburg GmbH. Von 2017 bis 2022 war sie als Doktorandin am Lehrstuhl für Marketing & Media bei Prof. Dr. Michel Clement an der Universität Hamburg. In ihrer Forschung beschäftigte sich Sinika Studte insbesondere mit dem Thema „Communication and Donor Motivation in the Area of Prosocial Behavior“.