µÚÒ»³Ô¹Ï

FC St. Pauli greift Genossenschaftsüberlegungen wieder auf

Spannende Finanzierungsoptionen zur Eigenkapitalbeschaffung bei gleichzeitiger Fan- und Mitgliederorientierung. Ein Kommentar von Prof. Dr. habil Stefan Prigge

In der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli am 23.11.23 kündigte Präsident Oke Göttlich an, dass sich der Verein wieder mit einem Genossenschaftsmodell beschäftigen würde. Damit greift der FC St. Pauli eine Idee auf, deren Planung 2019/20 schon weit vorangeschritten war, die dann aber doch nicht weiterverfolgt wurde. Damals sollte das Stadion in die Genossenschaft eingebracht werden. Vereinsmitglieder, Fans und sonstige Interessierte hätten Genossenschaftsanteile erwerben können und so indirekt den e.V. und die Profifußballabteilung mit Eigenkapital unterstützen können.

Es ist offen, ob die neuen Genossenschaftsüberlegungen an den alten anknüpfen oder neue Varianten im Gespräch sind. Details sollen in den nächsten Monaten bekanntgegeben werden.

In jedem Fall dürfte die Initiative des FC St. Pauli von anderen Bundesligisten und sogar im Ausland sehr genau verfolgt werden, eben weil hier eine Chance besteht, dass die Eigenkapitalfinanzierung den Club nicht von den Fans entfernt, wie es oft der Fall ist. Stattdessen wären die Fans an der Finanzierung beteiligt und müssen somit nicht mit externen größeren Investoren um den Einfluss in ihrem Club konkurrieren; ihre Position im Club würde gestärkt und gefestigt. Das liegt an den Besonderheiten der Genossenschaft, bei der der Kapitalanteil nicht die Stimmenanzahl bestimmt und man eventuelle Gewinne der Genossenschaft bei der Rückgabe der Anteile nicht mitnehmen kann, sondern nur eventuelle Verluste tragen muss. Das macht die Genossenschaft für Investoren, die an Einfluss oder Rendite interessiert sind, zu einer unattraktiven Rechtsform und zieht damit vielleicht genau die gewünschte Klientel an, die sonst auch Fan-Anleihen eben nicht aus Renditegesichtspunkten kauft.

Die Genossenschaft könnte im deutschen Fußball eine interessante Option sein, die Fan- und Mitgliederorientierung auf der einen und externe Eigenkapitalfinanzierung auf der anderen Seite möglichst konfliktarm unter einen Hut zu bringen. Zumal durch Corona der Eigenkapitalbedarf weiter gestiegen ist. Genau deshalb werden viele genau beobachten, wie der FC St. Pauli vorgehen wird.

Wer sich mit dem alten Modell des FC St. Pauli und dabei zugleich mit dem Potenzial des Genossenschaftsmodells zur Eigenkapitalbeschaffung im Profifußball vertraut machen möchte, dem sei die Analyse des alten Modells empfohlen wie auch diese kurzen Analysen, wie deutsche Fußballclubs gerade nach Corona ihr Eigenkapital stärken können.

S. 10 f
, S. 25 ff