Wie stark wird die Corona-Krise die Finanzm盲rkte und die B枚rse treffen?
Das ist im Moment noch schwer abzusch盲tzen. Der DAX hat zwischenzeitlich fast 40% verloren, sich aber mittlerweile wieder sp眉rbar erholt. Die Marktteilnehmer hoffen momentan sehr auf das V-Szenario, also eine heftige, aber kurze Rezession und eine schnelle Erholung. Je l盲nger der Lockdown anh盲lt, umso schwerwiegender die Konsequenzen. Momentan sieht es ja vermehrt nach Lockerungen aus, das hilft insbesondere dem regionalen Einzelhandel. Wie die langfristigen Folgen f眉r das R眉ckgrat der deutschen Wirtschaft, dem Mittelstand, aussehen werden, l盲sst sich noch nicht v枚llig absch盲tzen. Ein neuerlicher Lockdown w眉rde wohl aber die taumelnde Wirtschaft schwer treffen. Sollten wir z眉gig zur einer 鈥渘euen Normalit盲t鈥 zur眉ckfinden, wird die B枚rse es besser verkraften. Ein neuer Lockdown wird weitere Kursst眉rze zur Folge haben.
Wer sind die Gewinner und wer die Verlierer?
Fast alle sind Verlierer. Was man gerne vergisst: Wirtschaft sind nicht nur die Gro脽unternehmen, Wirtschaft, das sind wir alle. Wir alle sind Teil des Wirtschaftskreislaufs, und wenn der so massiv gest枚rt wird, geht es prim盲r um Jobs, Ersparnisse, Rentenanspr眉che usw. die verloren gehen. Je l盲nger die Einschr盲nkungen dauern, umso massiver die Konsequenzen. Nehmen die Insolvenzen zu, dann l枚st das irgendwann Kaskadeneffekte aus, die dann auch durch Olaf Scholz鈥 鈥淏azooka鈥 nicht mehr beherrscht werden k枚nnen. Wirtschaft ist ein System, das auf Vertrauen basiert. Das l盲sst sich nicht beliebig ein- und ausschalten.
Besonders hart trifft die Krise nat眉rlich die Branchen, die vom Kundenkontakt leben und Unternehmen, die nicht im Rampenlicht stehen und daher vielleicht schwerer an Hilfsmittel kommen. Die wenigen Gewinner sind die gro脽en Online- und Digitalkonzerne wie Amazon, Facebook, Netflix aber auch ein paar kleinere Player, wie z.B. Teamviewer. Die Pharmakonzerne, die einen Impfstoff finden gegen COVID-19, werden dann sicherlich auch zu den Gewinnern an der B枚rse z盲hlen.
Wird die Krise 盲hnlich wie die Finanzkrise von 2008 oder m眉ssen wir uns st盲rkere Auswirkungen einstellen?
Die Finanzmarktkrise von 2008 betraf vor allem die Nachfrageseite, diese Krise wird beide Seiten, Angebot und Nachfrage, treffen. Insofern ist sie neuartig. Es wird daher deutlich komplexer bzw. teurer, die Folgen zu beherrschen. Es ist auch eine Frage, wie sich das Vertrauen ins System entwickelt: Werden die Menschen Zukunftssorgen haben, dann wird die Nachfrage schwerer zu stimulieren sein. Und die Frage ist, wie viel Infrastruktur auf der Angebotsseite zerst枚rt wurde. Es bleibt auch abzuwarten, wie viel Geld der Staat ausgeben muss, um die Folgen dieses gewagten Experiments abzumildern. Das Geld ist ja aber das Geld der Steuerzahler, d.h. es ist so oder so nicht geschenkt. Es w眉rde mich nicht wundern, wenn wir eine Art 鈥淐orona-Soli鈥 bekommen werden. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Einbruch heftiger als bei der Finanzkrise wird. Langfristig wird die Wirtschaft einen Weg finden, kurzfristig kann es aber sehr schmerzhaft werden.
Was m眉sste man jetzt und in Zukunft tun, um die Krise einzud盲mmen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln?
Die 枚konomische Krise kann am besten einged盲mmt werden, wenn man soweit lockert wie verantwortbar ist. Allerdings ist der Schaden bereits angerichtet und sobald die Hilfen auslaufen, wird es schwierig f眉r viele Unternehmen. Es zeichnet sich ja z.B. in Hamburg ab, dass die Kunden trotz Laden枚ffnung vielerorts ausbleiben. Viele 脰konomen erwarten ab Herbst daher eine Pleitewelle. Die Antwort wird dieselbe sein, wie in der Vergangenheit auch: Liquidit盲t ins System pumpen und die Verschuldung erh枚hen. Es wird trotzdem Verwerfungen geben, die nicht abgefedert werden k枚nnen. Die Wirtschaft ist zu komplex 鈥 auch wenn nur einzelne R盲dchen gestoppt werden, kann das vielf盲ltige Auswirkungen haben 鈥 und es wurden viele R盲der gestoppt. Grunds盲tzlich bew盲hren sich momentan die Ma脽nahmen des Sozialstaates 鈥 Unterst眉tzung wie Kurzarbeitergeld sind nat眉rlich hilfreich, aber auch nur in den ersten Wochen bis hin zu wenigen Monaten. Den Eltern muss durch Schul枚ffnung und Kitabetreuung auch wieder die M枚glichkeit gegeben werden zu arbeiten. Die Mehrfachbelastung der Familien ist wirklich kritisch!
Was werden die langfristigen Auswirkungen sein? Gibt es auch positive Effekte, gerade auch in Bezug auf die Digitalisierung?
In Zukunft braucht man klare Konzepte wie man so einer Krise professionell begegnen kann. Erst wurden keine Ma脽nahmen getroffen und die Menschen konnten fr枚hlich zum Apr茅s-Ski und Fasching, dann hat man komplett hart alles geschlossen, auch vieles was nicht notwendig war. Den Einzelhandel dicht zu machen, aber Ketten offen zu lassen war z.B. sehr inkonsistent. Dass wir keine strategische Reserve in Masken, Schutzanz眉gen, Desinfektionsmittel haben, l盲sst mich ratlos zur眉ck. Covid-19 ist eine ernste Erkrankung. Aber wie h盲tte es ausgesehen, wenn wir ein neuartiges Virus der Ebola-Kategorie erlebt h盲tten? Wir brauchen nicht nur ein Konzept f眉r den Seuchenschutz, sondern auch, wie man konkret das wirtschaftliche Leben weiterf眉hren kann. Ideen wie den Winterschlaf einer 脰konomie darf man nicht im Krisenfall testen. Was die positiven Effekte auf Digitalisierung und Homeoffice betrifft, hoffe ich, dass die positiven Aspekte auch nach der Krise erhalten bleiben.